Bei Angelreisen ist ein Downrigger oft ein sehr wichtiger Ausrüstungsgegenstand, wenn es darum geht tiefere Wasserschichten zu befischen. Die Kapazitäten des Reisegepäcks sind oft sehr beschränkt und deshalb haben wir für unsere Angelreisen einen „Reise-Downrigger“ gebaut.
Da Bleikugeln als Downrigger-Gewicht bei unseren Reisen nicht in Frage kommen, da wir beim Gepäck immer sehr beschränkt sind, verwenden wir einen Z-Wing 500. Mit diesem „Flügel“, der ein Eigengewicht von gerade mal 500 Gramm auf die Waage bringt, erreichen wir die gleiche Tauchtiefe wie mit einem Downriggergewicht von 6+ kg.
Ein händisches Einholen des Z-Wing mittels Handleine ist prinzipiell zwar möglich aber nur unter größtem Kraftaufwand und wenn das Boot während der Aktion die Geschwindigkeit erheblich verringert. Außerdem liegt in diesem Fall das Seil lose auf dem Deckund dort kann es beim Angeln wirklich niemand brauchen.
Animiert durch den Thread „Downrigger für Arme“ im Big Game Board machte ich mich an die Vorbereitungen für den Bau eines Reise-Downriggers (http://www.biggameboard.info/deutschsprachige-sektion/ausrüstung/rund-ums-boot/p10052-downrigger-für-arme/?highlight=downrigger+f%C3%BCr+arme#post10052).
Was wird benötigt:
1 (alte) Bootsrute (z.B. PENN Never Crack Fjord Spin)
1 Spitzen-Rollerring Innendurchmesser 11,5 mm (z.B. Aftco)
1 Meter VA2 oder VA4 Rundstahl – Durchmesser 10 mm
1 Rolle Malerkrepp (z.B. TESA)
1 Set 2-Komponenten-Kleber (z.B. UHU Endfest)
1 Tiefenmesser (z.B. Ryobi Ad-checker)
Zuallererst kommt gleich der „schwerste“ Teil der Bastelaktion – eine intakte Angelrute einfach zu zerschneiden. Ich habe den Griffteil unmittelbar vor dem 1. Ring abgesägt. Damit der Lack nicht splittert, habe ich eine Lage Malerkrepp um den Blank gewickelt.
Im nächsten Schritt habe ich den Kreuz-Abschluss gelöst, indem ich ihn in kochendes Wasser gehalten habe. Der Kleber wurde wieder weich und der Kreuzschlitz-Endteil konnte einfach abgezogen werden.
Das alte Klebeband habe ich auch entfernt, die Kleberreste abgeschliffen und eine neue exakte Lage Malerkrepp aufgewickelt.
Einer der Gründe warum ich mich für eine Edelstahl-Stange und nicht für ein Rohr entschied, war der Rollerendring. Die Einschübe sind konisch und somit geht der 10 mm Stab gerade mal 2 cm ins Innere. Nach dem Zuschleifen geht der Stab nun zur Gänze in die Ausnehmung und erhält dadurch die maximale Stabilität.
Als Feinschliff habe ich die Spitze noch auf de Drehbank auf 6 mm verjüngt. Das fixiert den Spitzenring zusätzlich.
Ich habe mich entschlossen, dass der Spitzenring direkt an das Ende des Blanks kommen soll. Der Edelstahl-Stab ist somit nicht sichtbar. Um das zu gewährleisten habe ich noch 2 cm des Stabes abgeschnitten. Jetzt wird der Stahlstab am Ende nicht mehr zu sehen sein.
Ein weiterer Grund für die Verwendung des Rundstahls anstelle eines Rohres ist auch die Tatsache, dass im Falle eines „Verbiegens“ der Rundstahl sicher noch zu verwenden sein wird. Ein geknicktes Rohr ist nicht mehr zu gebrauchen. Der Gewichtsunterschied Rundstahl zu Rohr ist übrigens nur ca. 300 Gramm.
Die Folgende Arbeit erfordert etwas Geduld. Damit der Stahlstab in Inneren des Blanks nicht wackelt oder rutscht, wird der konische Innenraum des Blanks mittels Malerkrepp ausgeglichen.
Der von mir verwendete 2-Komponenten – Kleber war eine sehr schnell bindende Variante und musste in 5 Minuten verarbeitet werden. Das heißt, alles muss gut vorbereitet sein, dann geht sich der Klebevorgang leicht aus.
Ich habe den Klebstoff angerührt und den Stab im Anschluss von hinten eingeführt. Gleichzeitig habe ich auch den Kreuzschlitz wieder eingeklebt. Die exakte Position habe ich schon zuvor markiert. Das ist sehr wichtig, denn später ist die Stellung kaum mehr zu ändern.
Den Spitzenring habe ich mit Heißkleber fixiert, damit er im Fall einer Beschädigung leicht wieder getauscht werden kann.
Der fertige „Reise-Downrigger“ ist insgesamt 104 cm lang und nach dem Aushärten des Klebers meiner Einschätzung nach unverwüstlich.
So passt das Modell in jedes Rutenrohr. Das Teil lässt sich am Boot mit jedem Rutenhalter verwenden und macht sicher auch als „Teaser-Rute“ für den Einsatz von Dredges Sinn.
Die Zug-Kräfte, die durch Verwendung des Z-Wings entstehen dürfen nicht unterschätzt werden. Eine Multirolle der Klasse 50 oder 80 sollte die erforderlichen Bremskräfte aber leisten, sonst „dreht die Rolle“ beim Versuch die Tauchschaufel einzuholen nur „durch“. Die hier auf dem Foto als Beispiel verwendete Shimano TLD25 Multirolle kann die erforderlichen Bremskräfte sicher nicht leisten. Also lieber eine hochwertige Multi einsetzen, die gleichzeitig als Backup dient oder leichtere Tauchschaufeln oder Kugeln verwenden.
Alles in allem ist diese Variante eines „Reise-Downriggers“ sehr leicht und schnell selbst herstellen. Die Kosten sind auch sehr überschaubar und liegen weit unter dem Kaufpreis eines Downriggers, selbst wenn er gebraucht sein sollte.
Viel Spaß beim Nachbau!
© Wilfried Brocks 2013