AVET MXJ 5.8 single speed

AVET Multirollen sind ein verlässlicher Partner, wenn es auf Tour in den Hohen Norden geht. Das vielleicht populärste Modell für den Einsatz in Norwegen ist die AVET MXJ 5.8. In dieser Anleitung werfen wir einen Blick in eine Multirolle die „out of the box“ bei insgesamt 3 Touren gefischt wurde. Man darf gespannt sein, ob der Einsatz im Salzwasser Spuren hinterlassen hat.

Als Rollenschrauber der „alten Schule“ habe ich von allen meinen Rollen eine ausgedruckte Explosionszeichnug auf dem Basteltisch. Für diese AVET MXJ habe ich die Datei bei „Pursue the Outdoor“ gefunden, die viele verschiedene Explosionszeichnungen von Angelrollen auf ihrer Seite gesammelt haben:

http://www.pursuetheoutdoors.com/fishing/reel-schematics/Avet/MXJ-5.8.pdf

Leider ist diese Art von ausdruckbaren Explosionszeichnungen auf der neuen AVET Homepage nicht mehr zu finden, da sie nicht mehr aktuell sind. Daher sind diese Explosionszeichnungen wirklich nur mehr für die Wartung selbst zu verwenden.

VORSICHT: Die Teile-Nummern wurden von AVET geändert! Bei Bestellungen von Ersatzteilen unbedingt die aktuellen Nummern von der AVET-Homepage verwenden!

Die neue dreidimensionale Art der Darstellung auf der AVET Homepage hat aber den Vorteil, dass erforderliche Ersatzteile leicht gefunden und auch bestellt werden können:

https://www.avetreels.net/parts/mx-series/mxj-58.html

 

Nachdem AVET-Multirollen technisch sehr ähnlich aufgebaut sind, ist es durchaus von Vorteil sich auch die anderen 2 Wartungsanleitungen für die JX 6/3 und die HX 4.2 anzusehen. Das macht die gesamten Schritte bei der Rollenwartung noch leichter verständlich.

Diese AVET MXJ 5.8 LH wurde auf 3 Touren nach Norwegen gefischt und nach den Einsätzen auch mit Süßwasser gespült. Die Rolle befindet sich somit in einem Zustand, den die meisten Norwegen-Angler auch so kennen. Ich glaube es ist durchaus interessant anhand dieser Rolle zu sehen, wie das Innenleben nach ein paar Touren tatsächlich aussieht. Fragen, ob sich sich trotz Süßwasser-Spülung Meersalz ablagern konnte und wie es mit den Schmiermitteln generell aussieht, lassen sich so beantworten.

Nachdem wir diesmal Augenmerk auf den Zustand der Rolle werfen, habe ich die Wartung mit dem Abschrauben aller von außen zugänglichen Teile begonnen. Gleich nach dem Lösen der Sicherung der Kurbelschraube sind die ersten Salzspuren zu finden.

 

 

Die Schraube lösen, die darunter befindliche Edelstahl-Scheibe abheben und dann die Kurbel abnehmen.

 

 

Unter der Kurbel befindet sich noch eine Metallscheibe, die an der Unterseite eine Erhöhung aufweist.

 

 

 

Als nächstes habe ich den Hebel für die Bremsvoreinstellung (Preset) in die Position „Freespool“ geschoben und dann die „Brems-Voreinstell-Schraube“ gegen den Uhrzeigersinn abgeschraubt. Danach lässt sich auch der Bremshebel abziehen.

 

 

 

 

 

 

Jetzt alle Einzelteile gut reinigen und übersichtlich für den Zusammenbau ablegen.

 

 

 

Als nächstes werden die Gehäuseschrauben und die Begrenzungen für den Bremshebel abgeschraubt. Auch hier ist Salzwasser eingedrungen.

 

 

Die Abdeckplatte sollte sich nach dem Lösen der Gehäuse-Schrauben leicht abheben lassen. Nachdem sich auch hier mit hoher Wahrscheinlichkeit Salzreste befinden, kann dies durchaus fest anhaften. Ein zarter „Klopfer“ mit dem Gummigriff meines Schraubendrehers half hier Wunder. Nicht mit scharfen Werkzeugen in der Fuge zwischen den Gehäuseteilen arbeiten, das macht nur hässliche Kratzer.

So, jetzt sieht man auch ins Innere der Rolle. Als erstes fallen überall braune Ablagerungen auf. Dabei handelt es sich jedoch nur um das alte Fett. Grundsätzlich sieht hier auf den ersten Blick alles gut aus.

 

 

 

Auch die Spule mit der Bremseinheit sieht zwar verschmutzt, aber vom Material her gut aus.

 

 

Nach dem Herausziehen der Spule samt Achse, ist auch die Rückseite des Gehäuses inklusive Klickereinheit zu sehen.

 

 

Da ich aus Erfahrung speziell im Bereich des Rollenfußes Salzwasser-Einlagerungen vermute, schraube ich diese Teil zuerst ab.

 

 

Wie befürchtet, hat sich hier doch einiges an Salzrückständen abgelagert.

 

 

Ich reinige das Gehäuse, die Schrauben und den Rollenfuß mit Kaltreiniger.

 

 

So sieht das Ganze schon wieder viel besser aus. Nach der Reinigung empfiehlt es sich die innen liegenden Oberflächen mit hochwertigem Salzwasser-Fett zu behandeln. Ich verwende dafür SCANDEX CorrosionX grease. Mit dem Pinsel dünn aufgetragen sind die Oberflächen gut gegen Salzwasser geschützt.

Wichtig – die Bereiche unter dem Rollenfuß und auch die Schraubgewinde dünn einstreichen. Damit sind auch die Verschraubungen geschützt.

 

 

 

Die Klicker-Einheit ebenfalls gut Einfetten.

 

 

Die Abdeckplatte für das Hauptgetriebe nicht vergessen. Ebenfalls abschrauben, reinigen, fetten und wieder anschrauben.

 

 

Das Gehäuse ist fertig gereinigt und neu gefettet. Als nächstes kommt die Spule samt Achse dran.

 

 

An der Rücklaufsperre und der Bremsscheibe sind leichte Salzanhaftungen zu erkennen. Das ganze ist aber nur oberflächlich und leicht zu reinigen.

 

 

Ebenso sieht es an der Rückseite beim Kunststoff-Kranz des Klickers aus.

 

 

Der Sprengring lässt sich leicht lösen. Danach den gesamten Bereich reinigen und neu einfetten.

 

 

 

Die Oberfläche der Spule wird nach gründlicher Reinigung mit Boots-Politur eingelassen und danach mit einem weichen Tuch poliert. Der dadurch entstehende dünne Film soll vor der gefürchteten „Spulenkern-Korrosion“ schützen. Da kaum jemand nach dem Angelurlaub die Schnur abspult, ist das zumindest eine gute Idee um hier Schäden zu verhindern.

 

 

Die Carbon-Bremsscheibe ist wie bei allen AVET-Multis trocken verbaut. Ich fette meine Bremsscheiben alle mit CAL´s Reel Grease und wische überschüssiges Fett mit einem Tuch ab. So ist die Bremsscheibe versiegelt und läuft später beim Bremsen ganz sanft an.

 

 

Die Achse lässt sich einfach aus der Spule ziehen. Auf dem folgenden Bild ist die Anordnung der einzelnen Teile gut zu sehen.

Die Belleville-Scheiben sind ab Werk so angeordnet: ()()

Die gesamten Teile werden großzügig mit SCANDEX CorrosionX soft grease behandelt. Damit bleibt die Rolle leichtläufig und ist besser gegen Salz geschützt als wenn nur Öl eingesetzt wird.

 

 

Die Achse wieder in die Spule einführen und danach den Rest der Metall-Oberflächen einfetten.

 

 

Als letzes kommt nun die Getriebe-Einheit an die Reihe. Auch hier sind leichte Salzablagerungen zu sehen. Das Getriebefett hat seine besten Zeiten auch ganz offensichtlich schon hinter sich.

 

 

Die Kurbelachse lässt sich nach Innen abziehen. Beim Zerlegen auf die Stellung  der Drahtenden achten, damit beim Zusammenbau nichts schief geht. Der Verbindungsarm kann jetzt zur Seite geklappt und durch lösen der 2 kleinen Schrauben auch entfernt werden.

 

 

 

VORSICHT FEHLERQUELLE:

Der kleine Haken mit der Bezeichnung „Dog“ (Pfeil) dient dazu, dass die Rücklaufsperre einrastet. Dieser Bauteil lässt sich sowohl „gerade“ als auch „verkehrt“ einbauen. Optisch ist der Unterschied so gut wie nicht zu erkennen. Wenn der „Dog“ aber nicht richtig eingesetzt wird, „springt“ er über das Zahnrad der Rücklaufsperre und macht sie unwirksam. Die Rolle ist so fast nicht zu verwenden und das Problem zeigt sich erst nachdem die Rolle wieder ganz zusammengeschraubt ist. Also Die Originalstellung unbedingt fotografieren, damit beim Zusammenbau nichts passiert. Dieses Problem hat mich fast zur Verzweiflung getrieben – Danke an Ralph Baehr von Avet.de – für diesen Tipp.

 

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Gereinigt und vom alten Fett befreit, sieht die Sache schon wieder sehr gut aus.

 

 

Die Kunststoff-Abdeckungen der 3 Kugellager im Getriebeteil lassen sich mit einem kleinen „Stanley-Messer“ leicht abheben. Wie man sieht, sind sie zwar leicht gefettet, aber ich bevorzuge eine gänzliche Füllung.

 

 

Aus diesem Grund entferne ich das Fett mit Bremsenreiniger und fette die Lager mit SCANDEX CorrosionX grease soft nach.

 

 

Die Gehäuse-Oberfläche wird wie gehabt mit CorrosionX grease eingepinselt.

 

 

Für das Zahnrad des Hauptgetriebes mische ich mir aus CorrosionX grease und grease soft eine weiche Mischung, die zur Rollengröße passt.

 

 

Nachdem alle Gehäuseschrauben noch mit einem Fettfilm versehen und wieder verschraubt sind, ist die Wartung auch schon erledigt.

 

 

 

Die Rolle sieht nach etwas Pflege wieder aus wie neu und ist für einige Touren wieder gerüstet. So behandelt kann garantiert nichts passieren, wenn man nach dem Einsatz nicht auf die Süßwasser-Dusche vergisst. Ansonsten kann man mit einer so konsvervierten Rolle bedenkenlos ein paar Jahre losziehen.

Viel Spaß und Erfolg beim Nachmachen!

© Wilfried Brocks 2019