Bereits 2008 wurde im Zuge eines unserer Fischerstammtische die Idee geboren, eine gemeinsame Angelreise zu unternehmen. Rudi schwärmte zu dieser Zeit schon seit Jahren vom Hohen Norden und von Norwegen. Der Vorschlag wurde spontan angenommen und ab diesem Zeitpunkt begannen die Vorbereitungen für das Abenteuer „Zwettler Fischerstammtisch in Norwegen“ zu laufen.
Vorbereitung:
Nach umfangreichen Internetrecherchen stellte sich schnell heraus, dass wir Süßwasserangler wenig geeignetes Equipment für die Angelei in norwegischen Fjorden im Keller stehen hatten. Es musste also eine eigene Ausrüstung angeschafft werden.
An dieser Stelle gilt gleich mein Dank dem „NORWEGEN ANGELFORUM“, wo ich mir in zwei Jahren alles Wissen und jede benötigte Information abrufen konnte. Die kompetenten Forumbeiträge haben dazu geführt, dass wir uns optimal für unsere Reise rüsten konnten.
Ganz besonders möchte ich hier den Online-Shop unseres Vertrauens – http://www.der-meeresangelshop.de/ – hervorheben. Wir haben das beste Angelgerät zum absolut fairen Preis erstanden und die zur Verfügung gestellten Leihköder aller namhaften Hersteller haben unsere Reisekasse zusätzlich geschont.
Das Ziel:
Von der unglaublichen Größe Norwegens beeindruckt ging es nun daran, die richtige Location für unseren Trip zu finden. Wir haben unzählige Prospekte gewälzt und Reiseberichte studiert, kamen aber vorerst auf keinen grünen Zweig.
Eins war aber damals schon klar – wir wollen möglichst weit in den Norden, wir wollen gezielt auf Heilbutt und Großdorsch angeln und es soll landschaftlich dem „Klischee von Norwegen“ entsprechen. Wie wir genau auf Senja und den Mefjord kamen, ist mir heute gar nicht mehr so bewusst, aber wir haben uns schließlich für die kleine Anlage „Mefjord Brygge“ in Mefjordvaer / Senja entschieden und die Reise über DINTUR bereits im Herbst 2008 gebucht. Eins gleich Vorweg, diese Entscheidung haben wir nicht bereut!
Die Anreise:
Zuerst hatten sich ja die 65 kg Reisegepäck pro Kopf (2 x Koffer zu 20 kg, 1 x Rutenrohr zu 15 kg und 1 Handgepäck zu 10 kg) sehr viel angehört. Es stellte sicher aber sehr schnell heraus, dass schon bei der Anreise geringfügig Übergepäck dabei war. Wenn man bedenkt, dass wir pro Angler ca. 15 kg Filet mit nach Hause bringen wollten, versprach das Unternehmen spannend zu werden.
Eigentlich sollte man ja denken, dass zwei Jahre Vorbereitung ein lange Zeit sind. Tatsache ist aber, dass die Zeit wie im Flug verging und plötzlich war der 05. Juli 2010 da. Es ist 05.00 Uhr und Reinhard wartet schon mit Giovanni im Auto vor meinem Haus. Das Gepäck hatten wir am Vortag schon im Anhänger verladen und so konnten wir rasch in Richtung Flughafen München aufbrechen.
Zuerst war ich sehr positiv überrascht, dass wir all das Gepäck und Sondergepäck gleich bis Bardufoss durchchecken konnten, obwohl wir ja eine Zwischenlandung in Oslo vor uns hatten. Die Freude verflog aber bald, als wir bei der Landung in Oslo gleich wieder all unser Gepäck abholen und abermals einchecken mussten. Angeblich wegen dem Zoll, weil Norwegen nicht bei der EU ist – weiß der Geier – jedenfalls wurde der gut dreistündige Aufenthalt plötzlich doch noch verdammt eng. Dazu kam noch, dass zwischenzeitlich unser Flug nach Bardufoss wegen einem angeblichen Streik des Bodenpersonals, gestrichen worden war und wir nach Tromsö umgeleitet wurden. Hört sich eigentlich halb so schlimm an, aber leider fahren nachts keine Fähren um die Fjorde zu überbrücken und deshalb hatten wir bei der Ankunft in Tromsö noch eine ca. 4-stündige Autofahrt vor uns.
Beim Beladen des Anhängers und des Kleinbusses schüttete es wie aus Kübeln und unser Gepäck war vollständig durchnässt. Unser Fahrer Sven, der für unser Camp immer wieder den Fahrer stellte, hat uns aber die ganze Fahrt über mit Infos zu Land und Leuten und seiner sagen wir mal „unorthodoxen“ Fahrweise wachgehalten, sodass wir am 06. Juli 2010 gegen 02.00 Uhr nach etwa 21 Stunden Anreise tatsächlich am Ende des Mefjords ankamen. Wir baten unseren Fahrer kurz anzuhalten, damit wir den Anblick genießen und ein paar erste Fotos vom Fjord schießen konnten.
Nach kurzer Fahrt entlang des Fjords erreichten wir schließlich unser Ziel, Mefjordvaer. Es war Dank der Mitternachtssonne taghell und die ersten Eindrücke vom kleinen Fischerdorf Mefjordvaer, das umkreist von seiner bilderbuchartigen Bergkulisse am Ausgang des Mefjords liegt, waren unglaublich einprägend.
Wir beschlossen jedenfalls gleich spontan auf unsere Ankunft eine gute Bouteille österreichischen Weins zu köpfen und die Gläser auf unseren Urlaub zu erheben. Den darauffolgenden tiefen Schlaf hatten wir uns redlich verdient.
Mefjord Brygge:
Die Anlage bietet alles, was das Anglerherz begehrt. Wir hatten die beiden mittleren Appartments (oben) in den malerischen Hütten gleich beim Steg gemietet. Die Beschreibung spricht von einer Belegung von 4-6 Personen, wobei 4 Personen (und vielleicht 2 Kinder) die Optimalbelegung darstellt. Die Ausstattung war durchaus in Ordnung. Die Hütten waren sauber und die Küche war mit den nötigsten Utensilien ausgestattet.
Die 19 Fuß Kværnø-Boote mit 50 PS Außenborder (inkl. Echolot und Kartenplotter) waren super in Schuss und für die Angelei im Fjord gut geeignet.
Die „professionelle Filetier- und Gefriermöglichkeit“ war eher nicht das gelbe vom Ei. Der erste Eindruck wurde davon getrübt, dass irgendwer seine Filetierabfälle einfach stehengelassen hatte und der Gestank bestialisch war. OK, das kann überall passieren, aber ich hätte mir Niro-Arbeitsflächen erwartet und nicht abgeblätterte Holztische und Filetier-Bretter aus Pressspanplatten. Das ganze war irgendwie doch eher unappetitlich. Das Kühlhaus gab am zweiten Tag auch kurzfristig seinen Geist auf, das wurde aber sofort behoben und war bis zum Urlaubsende kein Thema mehr. Dann bin ich mit meiner Kritik aber auch schon fertig – alles übrige war vom Feinsten!
Wer allerdings darauf wartet vom Camp-Inhaber Willkommen geheißen zu werden, der wird (so wie wir) lange warten. Wenn er nicht zufällig von einem seiner Mitarbeiter in meiner Gegenwart mit Namen angesprochen worden wäre, wüsste ich bis heute nicht wer unser Gastgeber war. Es stellte sich heraus, dass Tommy Hansen ein ganz netter Kerl ist, er redet nur nicht viel. Das entspricht offenbar seinem Naturel und sollte ihm nicht negativ ausgelegt werden. Mir passierte es aber zum ersten Mal, dass ich bei Ankunft mit einer Gruppe in einem Angelcamp nicht begrüßt worden bin.
Die Einführung hat Espen für uns übernommen, der sich als Tommys rechte Hand im Camp erwiesen hat. Espen spricht akzentfrei Deutsch, Französisch, Englisch und wer weiß was noch – jedenfalls ist es Wert, seine Handynummer gleich zu Anfang des Urlaubs zu speichern. Der Sonnenschein des Camps war aber Kia, die blonde, finnische Mitarbeiterin, die abends auch die Bar der Anlage betraut. Auch sie spricht ganz gut Deutsch (tut es aber nicht gern).
Zu den angebotenen Wellnessaktivitäten kann ich nichts sagen, denn wir haben keine davon in Anspruch genommen.
Vorbereitungen vor Ort:
Nachdem uns Espen die Handhabung der Boote und der Echolote näher gebracht hatte, ging es daran zuerst die Boote auszustatten. Jedes der zwei Boote rüsteten wir mit je 1 langem VIVTEC-Gaff, je 1 Flying Gaff (Haihaken), 1 norwegisches Schlaggaff, 1 Verbandspäckchen und 1 Einstiegshilfe (Strickleiter) aus.
Als nächstes war es Zeit, die Ruten aufzubauen. Wir entschieden uns vorerst 2 Kombo´s pro Angler vorzubereiten.
1) Leichte Pilkrute WG 50-190 Gramm u. Stationärrolle der Klasse 4000-5000
2) Schwere Pilk- bzw. mittlere Naturköderrute in 30 lbs – Klasse mit Multirolle
Nachdem schon alle Angeln auf einem Fleck waren, beschlossen wir auch gleich die Bremsen der Multirollen exakt mit Federwaage einzustellen. Den Abschluss der Vorbereitungen machte das Anlegen der Floater und der Schwimmwesten. Jetzt waren wir bereit, es konnte endlich losgehen!
Es gibt übrigens in Mefjordvaer keinen Supermarkt und nicht mal ein kleines Kaufhaus. Wer sich mit Lebensmitteln versorgen will, der muss mit dem Boot in den nächsten Ort – Senjahopen – fahren. Vom Steg bis zum kleinen Supermarkt ist es aber ein ganz schönes Stück und viel zu schleppen. Zur Belustigung der Shopangestellten kauften wir den gesamten Bier- und Kartoffelvorrat des Marktes auf. Offenbar taten wir der jungen Marktleiterin leid, worauf sie uns spontan ihren Lieferwagen lieh, um den Einkauf ins Camp zu bringen! Soviel Vertrauen in fremde Touristen hat uns doch sehr verwundert, aber auch sehr erfreut!
Angeln im Mefjord:
Nach dem Verstauen der Vorräte starteten wir gegen 17.30 Uhr unsere erste Ausfahrt. Etwa zu der Zeit kamen unsere „Berliner Campnachbarn“ schon mit einem Heilbutt von etwa 20 kg zurück. Einerseits war nun die Motivation auf dem Höchststand, andererseits hat uns dieses Schlüsselerlebnis auch dazu verleitet, speziell am Anfang des Urlaubs viel zu schwer und mit viel zu großen Ködern zu angeln. Dadurch war unsere Angelei relativ selektiv und wir angelten lange an unseren Küchenfischen vorbei.
Nun aber zum Mefjord! Das Angeln ist ab Höhe des Camps in Richtung offenes Meer interessant. Weiter im Fjord haben wir nur viel Kleinfisch erbeutet. Der Fjord wäre die Schlechtwetteroption gewesen, aber irgendwie hatten wir die ganzen 8 Tage kein wirklich schlechtes Wetter – jaja, wenn Engel reisen!
Den nächsten Fehler den wir gerade zu Beginn machten war, nicht weit genug aufs offene Meer rauszufahren. Während die routinierten Angler und vor allem die drei im Camp aufhältigen Russen mindestens eine Stunde oder länger aufs offene Meer in den Sweinsgrunnen rausfuhren, hielten wir uns mehr oder weniger in Nähe des Fjordeingangs auf.
Trotz allen Lehrgelds, das wir als blutige Meeresangel-Anfänger zahlen mussten, waren wir doch auch schon zu Beginn erfolgreich. Gleich bei der Ausfahrt aus dem Hafen hielt sich zu jeder Tageszeit ein Schellfisch-Schwarm auf, der uns bei der Heimfahrt immer die nötigen Fische für ein schmackhaftes Abendmahl lieferte.
Neben Schellfischen waren im Fjord immer wieder Köhler und wunderschön gefärbte Tang-Dorsche zu erbeuten.
Rudi erwischte durch auch gleich am ersten Angeltag den größten Seelachs unserer Tour. Ein schöner Fisch mit 92 cm und 5,90 kg – der Gewinner der Köhler-Wertung!
Immer wieder sah man das Wasser „kochen“ und hunderte Möwen kreisen, wenn die großen Räuber die Seelachsschwärme zur Wasseroberfläche jagten.
Wir haben mit unseren schweren Naturködermontagen – bestückt mit gerade mäßigen Köhlern – einige kleine Lumbs und Lengs erbeutet.
Die meisten konnten wir ob der geringen Wassertiefe auch ohne Probleme wieder releasen. Wir haben den einen oder anderen Lumb verkostet, aber der Schellfisch am Hafen war uns als Küchenfisch lieber.
Bis zum 4. Angeltag fingen wir immer wieder mal Küchenfische der gesamten Seefischpalette, jedoch keine wirklich kapitalen Exemplare. Das war uns aber eigentlich egal, denn die Eindrücke waren so unglaublich für uns, dass wir die Ausfahrten auch so genossen.
Betrachten wir die ersten 4 Tage mal als „Einführung“ in die Meeresangelei. So lange hat es für uns jedenfalls gedauert, bis die Echolote richtig eingestellt waren und die Standorte zu den Gezeiten und zur Drift passten. Alles Dinge, die über Erfolg und Misserfolg entschieden. Nun konnten wir die Theorie endlich in die Praxis umlegen!
Der Sveinsgrunnen ist eine „unendliche Sandbank“ die im Schnitt so um die 40 Meter tief ist. Hier bekommt Jürgen auf seine GiantJigHead – Deadbait – Montage plötzlich den ersten kapitalen biss und der erste Meterfisch wandert ins Boot!
Der 5. Tag auf See war traumhaft und neue Fischarten brachte der Angeltag auch noch zutage. Reini konnte mit einer Naturködermontage einen beachtlichen Steinbeisser von 95 cm und 3,90 kg erbeuten.
Das Wetter wurde immer besser und die Stimmung im Fjord war unglaublich. Die Wolken hatten sich verzogen und es war eigentlich windstill. Also beschlossen wir spontan um 22.00 Uhr eine Nachtausfahrt einzulegen. Gerade als wir ablegen wollten, zeigten uns die Berliner schon wieder, wie das mit dem Heilbutt geht.
Die Motivation erreichte den nächsten Höhepunkt und wir fuhren zum Fjordausgang, wo wir die „Gezeitenschwelle“ abdrifteten. Dort stammte natürlich auch der Heilbutt her. Wir hatten zwar nicht das Glück einen weiteren Butt zu fangen, aber einige Lumbs beschäftigten uns in einer Sonnenuntergangsstimmung, die über Stunden anhielt. Was für ein Ausblick!
Um 02.30 Uhr fuhren wir dann aber doch zurück zum Camp.
Am 6. Tag stellten sich schon ganz gute Fänge ein und es kamen neben Lumbs und Leng auch schöne Küchendorsche und Seelachse ins Boot.
Plötzlich bekam Reini an der 30 lbs – Naturköder-Rute einen kapitalen Biss. Der Fisch nahm im ersten Abzug 50 Meter 30 lbs PowerPro von der Rolle, obwohl die Bremse auf Strike stand (Bremswiderstand ca. 4 kg). Es folge ein Drill auf Biegen und Brechen, der leider nach 15 Minuten plötzlich endete – der Fisch war weg ….. Wir haben zwar nicht gesehen was Reini am Haken hatte, wir gehen aber von einem schönen Heilbutt aus. Schade, aber so ist das Anglerleben – auch der Fisch hat seine Chance und dieser hier hatte sie genutzt.
Angeltag 7 war schließlich unser „Durchbruch“! Interessanterweise habe ich bis zu diesem Zeitpunkt kaum mit Pilkern gefischt, da wir wirklich (fast) jeden Gummifisch mit hatten, den die Angelliteratur für diese Angelei kennt. Tatsache war aber, dass Gummi, aus welchem Grund auch immer, sehr schlecht fing.
Die besten Erfolge und die größten Fische stiegen auf Speedy´s, Sölvkroken Stingsilda, Eisele Black Panther und SilverShell Pilker ein. Der Stingsilda im Sardinen-Design war mein absoluter Bringer – je nach Drift habe ich den Pilker in allen 3 erhältlichen Gewichtsklassen gefischt. Bei aggressiverer Führungsweise war er ein absoluter Pollak und Dorsch-Killer.
An diesem Tag fingen wir alle ausgezeichnet und unsere Fischkisten waren prall gefüllt mit Schellfisch, Seelachs, Pollak und Dorsch.
Nachdem die Fänge filetiert und versorgt war, kochten Rudi und Jürgen für die ganze Runde einen bunten Reigen von frischem Seefisch. Wir würzten die Filets nur mit einer norwegischen „Seafood-Gewürzmischung“ und genossen den Luxus. Dazu gönnten wir uns wieder gut gekühlten Weißwein aus Österreich.
In diesem Tempo ging es auch am 8. Tag weiter und schließlich füllten sich auch unsere Kühlboxen.
Am vorletzten Fangtag gelang auch mir endlich der Fang meines Meter-Dorsches. Nach fulminantem Drill an meiner neuen Daiwa Saltiga Power Pilk und Shimano Stella 8000FA hielt ich überglücklich meinen 1,02 m – Fang im Arm, der auch 10,10 kg auf die Waage brachte.
Es sollte aber „nur“ Platz 2 werden, denn Jürgen hatte schon wieder zugeschlagen und legte einen Dorsch mit 1,15 m und 14,1 kg auf den Steg! Was für tolle Angeltage und was für schöne Fische. Man muss an dieser Stelle neidlos gestehen, dass Mefjord Brygge Jürgen´s Angelurlaub war. Er fing nicht nur die meisten, sondern auch die größten Fische – Petri Heil!
Am letzten Angeltag hatte uns schließlich doch stärkerer Wind und etwas Regen erwischt. Der Crew unseres Bootes war es zum Fjordausgang hin doch etwas zu ruppig und wir beschlossen im Fjord zu bleiben. Das bescherte uns leider nur Kleinfisch. Das zweite Team wagte sich ein wenig weiter raus und erbeutete einige schöne Fische – darunter einen Steinbeisser und einen guten Pollak. Die Ausfahrt dauerte aber auch nicht lange, da die raue See bei manch einem Angler die Seekrankheit auf den Plan rief.
Wir wollten es zum letzten Tag nicht mehr übertreiben und fuhren schließlich etwas früher zurück ins Camp. Schließlich war noch Gerätepflege und Packen angesagt, denn der 10-tägige Urlaub war auch schon wieder vorbei.
Rückreise:
Die Rückreise verlief ohne Probleme, denn diesmal konnten wir von Bardufoss starten. Nachdem der Flughafen die Größe eines Dorf-Bahnhofes hat und der ganze Eincheckvorgang, Passkontrolle, Sicherheitscheck u. Boarding von einem einzigen Mann ausgeführt wurden stellten wir uns die Frage, ob er persönlich der „Generalstreik“ bei unserer Anreise gewesen sein könnte.
Diesmal konnten wir nicht nach München durchchecken und wir mussten wieder das Gepäck in Oslo abholen und alles neu einchecken, aber diesmal war wenig los und wir schafften das ganze in weniger als 2 Stunden. Das war auch wichtig, denn mehr Zeit hatten wir eigentlich gar nicht.
Wir landeten am 14. Juli 2010 um 13.05 Uhr wieder in München und nach einer knapp 7-stündigen Autofahrt waren wir wieder daheim in Zwettl angekommen.
Ausrüstung für den Mefjord:
Angelrollen:
Stationärrollen der Marken PENN Slammer in 460 und 560, ZEBCO Rhino 6050 und SHIMANO Stella FA 5000-8000.
Alle Rollen erfüllten einwandfrei ihre Aufgabe. Leider hat bei Rudi´s Slammer 560 die Bremse geharkt, als er den „Fisch des Urlaubs“ dran hatte und ihn natürlich verlor. Also doch nur „Made in China“ ? ……. Später hat die Bremse dann zwar doch wieder funktioniert, aber das war sicher nur ein schwacher Trost.
An Multirollen waren AVET´s in JX 6/3 und HX 4.2 sowie SHIMANO TLD´s in 15 u. 25 mit dabei. Tatsächlich gefischt haben wir aber nur die AVET JX 6/3 und die SHIMANO TLD 15.
Mit diesen Rollen gab es gar keine Probleme – alles solide Arbeitstiere!
Ruten:
Leichte Pilkruten waren von BALZER Flexo Pilk 200, PENN und WFT Charisma Senso Pilk 50-190, sowie PENN und WFT Rainer Korn Traveller Pilk 50-180.
Alle Ruten waren tadellos im Einsatz. Die Überraschung war die Rainer Korn Traveller Pilk – Reiserute, die eigentlich als Backup-Rute gedacht war. Jürgen fing mit dieser Rute die meisten kapitalen Dorsche – auch den 14,1 kg Burschen! Die Rute zeigte trotz ihrer 5-teiligen Ausführung keine Schwächen und eine tolle Performance im Drill. Die Aktion war wahrlich beeindruckend – ein ganz klarer Kauftipp!
Mittlere Pilkruten waren WFT Charisma 120-420 Gramm sowie die DAIWA Catalina Power Pilk 80-300.
Beide Ruten sind Spitze! Ich persönlich bin von der DAIWA dermaßen überzeugt, dass ich ohne ihr sicher nicht mehr in den Norden reise. Eine tolle Partnerin an der ein Schellfisch Spaß macht und jeder noch so kapitale Dorsch klein beigeben muss. Auch die Butts bis 30 kg hätten diese Rute sicher nicht in die Knie gezwungen.
Schwere Pilk-u Naturköderruten der 30 und 50-lbs-Klasse waren WFT 68° North, WFT Millenium Boat (am Griff eingekürzt u. neu beringt) und WFT Saltmaster.
Die Ruten wiesen keine Schwächen auf – diese Wahl ist Geschmackssache.
Zubehör:
Dieses Thema ist schier unendlich, aber auch hier wurde von uns nur beste Qualität gewählt und nicht am falschen Ende gespart.
- Wirbel und Sprengringe von ROSCO,
- Haken von VMC 9626 bzw. 9617 Perma Steel und OWNER ST66
Bei der Angelschnur vertrauten wir auf PowerPro in den Stärken 20, 30 und 40 lbs und wurden nicht enttäuscht. Ich persönlich habe noch keine bessere „Geflochtene“ auf der Rolle gehabt – egal welche Stärke!
Kunstköder:
- RoyberJigs (bis 550 Gramm)
- GiantJigHead (bis 100 – 500 Gramm)
- Storm Giant Jigging Shad (alle Größen)
- Gummifische von ShadXperts (Relax 16 – 40 cm)
Gummi fing aus welchem Grund auch immer unterdurchschnittlich. Vereinzelt fingen wir zwar Fische, aber der große „Gummi-Durchbruch“ kam während unseres Aufenthaltes nicht.
- Speedy Spitzkopf und Kiel (125 u. 185 Gramm)
- Sölvkroken Stingsilda und Rustfri Svenskepilk („Bergmann“) bis 600 Gramm
- Silver Shell (bis 320 Gramm)
- Dieter Eisele Select, Power Select und Black Panther (bis 300 Gramm)
Alle angeführten Pilker fingen sehr gut! Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, dann wäre es der Sölvkroken Stingsilda im „Herings-Design“.
- GiantJigHead Deadbait (200 – 650 Gramm)
Ausgezeichneter Köder der immer wieder für kapitale Überraschungen sorgte!
Was wurde nicht mal ausgepackt:
50 lbs – Ausrüstung, da die Drift moderat war und wir kaum tiefer als 40 – 60 Meter fischen mussten. Darunter war irgendwie „Unterwasserwüste“ und kein Signal am Echolot zu erkennen.
Ausrüstung zum Uferangeln, da wir jeden Tag rausfahren konnten. Wir hatten sowohl Ruten für das Angeln von der Mole, als auch eine leichte Spinnausrüstung (20-80 Gramm) und einige kleine Gummifische bzw. Meerforellenblinker und Küstenwobbler mit im Gepäck.
Ultraleichte Spinnausrüstung zum Forellenangeln in den Bergseen auf Senja. Die hatten wir für den Fall mit, dass es mit dem Meeresangeln überhaupt nicht klappen sollte. Den Tipp hatten wir von einem Forum-Kollegen.
Ob „nicht ausgepackt“ auch heißen mag, dass es nicht wichtig war es mitzuhaben, lasse ich jetzt mal dahingestellt. Ich sage mal, wenn die Wettervorhersage nur annähernd gestimmt hätte, dann wären wir ohne dieser Ausrüstung wenig Angeln gewesen ……
Sehr nützliches Zubehör:
Ryobi AdChecker – Schnurzähler – und KEIN anderer! Ohne das Teil angelt ihr „blind“ irgendwo im Mittelwasser umher. Die Teile kosten zwar ein paar Euro, aber da spart ihr bei billigen Kopien am falschen Eck!
Driftmaster Li’l Pro – Rutenhalter mit Relinghalterung! Das Teil sieht war nicht besonders stabil aus, ist es aber! Der Rutenhalter kostet ca. 50 Euro (inkl. Relinghalterung) und hält bombenfest.
Ich habe den Rutenhalter für die „Tote Rute“ hinter dem Führerstand montiert und einmal in der Eile beim Platzwechsel vergessen. Daraufhin verhakte sich der 550 Gramm RoyberJig am Grund – 500 Meter PowerPro verließen bei „Strike-Einstellung“ die Rolle und rissen zum Ende gänzlich bei voller Fahrt. Der Rollenhalter hat meine Rute und Rolle sicher gehalten und ist nicht mal verrutscht … Schwein gehabt, das wäre ein teurer Spaß gewesen. Klarer Kauftipp – als Rutenhalter und 3. Hand beim Angeln oder Abhaken.
KÜHLBOX: Gastronorm GN 1/1
(600 x 400 x 180 mm), Volumen: 21 Liter (= ca. 14 kg Filet)
Die Box gibt es auch größer, aber wir wollten sie im Koffer transportieren und haben uns deshalb für diese Ausführung entschieden. Bei der Anreise schütze die Box unsere Rollen und bei der Heimreise hielt sie die Filets steinhart gefroren bis wir nach über 20 Stunden wieder daheim waren. Speziell die ca. 7 Stunden im Anhänger bei über 30 Grad Außentemperatur, waren sicher die Reifeprüfung für die Boxen. Die Dinger halten dicht, sind sehr stabil und relativ günstig zu haben. Diese Boxen werden uns sicher wieder begleiten.
Sicherheitsausrüstung:
Wir vertrauten der eingehenden und sehr kompetenten Beratung von Thomas SCHLAGETER (Echolotzentrum Paderborn) und kauften alle einen 2-teiligen Floatation Suit der Marke FLADEN 850 /855. Der Anzug ist Spitze! Auch wenn es mal windig und kalt war, reichte unter dem Floater die Multifunktions-Unterwäsche.
In Kombination mit der Marinepool Offshore Premium Hammar 275N Automatikweste fühlten wir uns sicher auf See.
Fazit:
Wer eine etwas längere Anreise nicht scheut und in völliger Ruhe am „Ende der Welt“ selbständig am Abenteuer Nord-Norwegen nachkommen will, ist hier gut aufgehoben. Meter-Dorsche, kapitale Heilbutts und Köhler sind jederzeit möglich und werden auch täglich gefangen.
Der Camp-Inhaber drängt sich nicht auf, wenn man ihn trifft gibt es aber wichtige Tipps zum aktuellen Wetter, Wind und Seegang. In der Anlage wurde sich um alles gekümmert und jede Reparatur, egal ob Echolot oder defekte Dusche, sofort vorgenommen. Wir haben unseren Aufenthalt sehr genossen und ich schließe mal nicht aus, dass uns Mefjord Brygge wiedersehen wird.
Mehr Fotos von Norwegen, Senja, den Fischerstammtischmitgliedern und großen Fischen gibt es in der Rubrik GALERIE.
© Wilfried Brocks 2010