PUTTERERSEE 2008

Alle Jahre wieder kommt im Laufe des langen Waldviertler Winters an unseren Fischerstammtisch-Abenden die Frage nach einem passenden Gewässer für unseren Stammtisch-Ausflug auf. Für das Jahr 2008 hat uns Reini diese Diskussion kurz und bündig abgenommen, indem er nach kurzer Internet-Recherche den Putterersee bei Aigen/Ennstal in der Steiermark ausgewählt und auch gleich Quartiere von 22.-25.05.2008 reserviert hatte.

Zwar ein wenig vor vollendete Tatsachen gestellt, waren trotzdem alle froh, dass schon jemand die Initiative ergriffen hatte und wir stürzten uns auf die nötigen Vorbereitungen. Ich wollte mal näheres zum See erfahren und „googelte“ das Gewässer zunächst ausführlich.

Die heimischen Angler-Foren stellten dem See kein wirklich rosiges Zeugnis aus. Dort war von mangelndem Fangerfolg ebenso zu lesen wie von Krankheitsbefall beim Hechtbestand. Erst einige Telefonate mit Walter MAIER vom Fischereigeschäft in Irdning gaben mir wieder mehr Hoffnung, da von einem guten Karpfen- und Welsbestand ebenso die Rede war wie von ausgezeichneten Raubfischfängen.

Am 22. Mai 2008 starteten wir bereits um 04.30 Uhr in Zwettl um gleich am Morgen unseren reservierten Angelplatz im Badebereich des Putterersees einnehmen zu können. Wir kamen um 08.30 Uhr im Puttererseehof an und bezogen nur rasch unsere gebuchten Zimmer. Nach einem Willkommensbierchen (oder 2) waren wir bereits am See und doch überrascht, dass eine Gruppe Salzburger Fischer „unseren Platz“ belegt hatte. Nach kurzer Rücksprache mit der Chefin des Puttererseehofs war das Missverständnis geklärt – Reservierungen gibt es selbstverständlich keine!

So, damit hatten wir nicht gerechnet, aber wie man weiß, sind Probleme ja bekanntlich Lösungen im Arbeitsmantel und so machten wir uns sofort auf die Suche nach einem geeigneten Platz für uns 5 Fischer.

Das war leichter gesagt als getan, da der See mit seinen 13 ha eigentlich für Waldviertler Begriffe ein größerer Teich ist und gut die Hälfte des Ufers durch den Moorboden und sehr starken Schilfbewuchs vom Ufer aus nicht Befischbar ist. Die übrigen Plätze sind stark mit Wasserpflanzen bewachsen und so  blieb letztlich nur die Uferstrecke beim Naturschutzgebiet übrig, die jedoch an sich nicht mit einem Fahrzeug erreichbar ist.

Lange Rede – kurzer Sinn, wir haben das Problem gelöst und unser Camp genau dort errichtet. Wie so oft im Leben war dies die richtige Entscheidung und der Angelplatz ein wahres Idyll. Die Wiese im Naturschutzgebiet ist sehr feucht und der Boden gibt beim Gehen nach – also Gummistiefel nicht vergessen. Die Fauna mit all ihren Lilien und Orchideen ist jedoch einzigartig.

 

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Als das Wetter entgegen aller Prognosen plötzlich deutlich besser und eigentlich sehr sonnig wurde, waren wir alle heilfroh nicht „unseren reservieren Platz“ bekommen zu haben. Die Fischer im Badebereich mussten sich tagsüber nämlich den See mit den Badegästen teilen – und das waren ob der Wetterlage gar nicht so wenige. Es sah jedenfalls witzig aus Rod Pod´s und Badegäste teilten sich den Steg!

 

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Da Füttern gemäß den Bestimmungen des Sees verboten ist, haben wir lediglich kleine Mengen Boilies und div. Partikelköder mit der Schleuder zu unseren Hakenködern befördert. Wir fischten vorwiegend mit Boilies in allen nur erdenklichen Geschmacksrichtungen, aber auch mit Mais, Teig und Frolic, da sich da wenigstens einige Brachsen einstellten.

Sehr positiv nahmen wir alle auf, dass eine zusätzliche Welsrute ohne Aufpreis gefischt werden darf, da die Fischereibewirtschafter die Welse aus dem See bekommen wollen. Trotz aller Mühen und Bojenmontagen (die mit den Brachsen vom Nachmittag bestückt waren) konnten wir keinen Wels fangen.

Ich bin aber der Meinung, dass wir für die Welse lediglich eine Woche zu früh dran waren, denn in der letzten Nacht unseres Aufenthalts konnten wir einige Welse rauben hören. Also auf Wels ist das Gewässer sicher einen Versuch wert.

Was mich etwas stutzig machte war, dass alle anwesenden Fischer aufgefordert wurden alle gefangenen Brachsen ausnahmslos zu entnehmen. Die Hechte sollten auf „Flecken“ untersucht werden und verendete Exemplare würden zur Untersuchung eingeschickt werden. Irgendwas ist anscheinend wieder im „Busch“ im Putterersee. Zur Verteidigung muss ich aber doch sagen, dass ausnahmslos alle Fische die wir fingen wunderschön und augenscheinlich gesund waren!

 

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Nach einer bis auf wenige Brachsen erfolglosen ersten Nacht genossen wir den zweiten Tag im Camp. Was für eine Aussicht, was für ein schönes Stückchen Erde. Ich muss zugeben, dass der Angelplatz landschaftlich das Schönste ist, das wir jemals auf Ausflügen befischt haben.

 

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Blick vom Camp zum See (oben) und andersrum (unten)

 

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In der zweiten Nacht hatten wir spontan eine „kleine Weinkost“ im Camp, als plötzlich und ohne Vorwarnung Hansl´s Bissanzeiger einen Dauerton von sich gab. Der Fisch nahm eifrig Leine und die Freilaufrolle sang ihr schönes Lied. Hans, der als alter Freund unseres Stammtisches eigentlich als Gast mit war, schlug an und gab dem Fisch keine Chance. Hansl nahm den Fisch ganz schön kräftig ran, aber er war gut gehakt und konnte schnell gekeschert werden. Schon beim keschern war klar – das ist ein guter Fisch!

 

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Ich eilte um die Wiegematte und die Waage und die Digitalanzeige sagte: 10,00 kg! Petri Heil – Hansl´s erster Karpfen und gleich so ein Brummer – das nenne ich Glück! Nach einigen Fotos mit dem glücklichen Fänger haben wir den Karpfen gleich wieder schonend in sein Element entlassen. Eine geglückte Premiere beim ersten Fischerausflug – das mussten wir dann doch noch ein wenig feiern. Gefangen hat Hansl den Schuppenkarpfen übrigens auf ein Boilie in Doggie-Flavour (DAM – Naturals – Doggi).

Es sollte unserer einziger Karpfen dieser Reise bleiben – aber so ist das eben beim Fischen!

Am letzten Morgen verirrte sich noch ein kleiner Zander an den Hechtköder. Er hatte den Köder so tief genommen, dass wir ihn nicht zurücksetzen konnten und somit wurde er nach Rücksprache mit dem Aufseher entnommen. Der Zander hatte zwar das Brittelmaß, war aber im Mai noch geschont.

 

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Fazit:

Das Team vom „Puttererseehof“ mit allem Service für die Fischerei verdient unsere uneingeschränkte Empfehlung. Wir hatten Doppelzimmer mit Halbpension, wobei wir unser Mittagessen im „Loch Ness“ direkt im Seebad einnahmen. Für die Kollegen im Camp haben wir das Essen im Boot mitgenommen. Alle Mitarbeiter waren stets freundlich und zuvorkommend – wir haben den Aufenthalt sehr genossen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist ausgezeichnet!

Die Boote für die Fischerei sind Zweckmäßig, gut in Schuss und für die Fischerei im See sehr geeignet.

Für alle die den See genießen wollen ist er leider etwas klein geraten. Wir haben die Camper, die Bader, die Bootfahrer und schließlich noch uns Fischer – das ist auf 13 ha etwas stressig! Wir hatten im Naturschutzgebiet eigentlich unseren Frieden, aber man muss relativ oft mit dem Boot hin und her. Ein E-Motor darf übrigens nicht verwendet werden – das hätten wir nämlich auch angedacht.

Sollten wir wiederkommen, dann eher nicht wegen des Fangerfolgs, sondern wegen den netten Menschen und der herrlichen Landschaft! Der Ausflug hat seinen Zweck nicht verfehlt – wir sind alle sehr relaxt wieder nach Hause zurückgekehrt!

 

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Willi, Jürgen, Hansl, Max und Reini

 

© Wilfried Brocks 2008