LAKE NASSER / ÄGYPTEN 2004

Meine lieben Stammtisch-Brüder wissen ja, dass ich immer auf der Suche nach neuen Destinationen für Angel-Trips bin und waren daher wenig überrascht, als ich mit der Idee beim monatlichen Fischerstammtisch ankam, eine Nilbarsch-Safari in Ägypten zu buchen.

Ich fing also rein informativ an, Fischermagazine mit Reiseberichten zum Thema Nilbarsch-Fischen zu studieren und das Internet nach Infos zu durchforsten. Zu dieser Zeit war ich beruflich in Gänserndorf gelandet und staunte nicht schlecht, als zufällig ein Kollege zu mir ins Büro kam und mir erzählte, dass in einer Pizzeria im Ort Nilbarsch-Safaris angeboten werden.

Also nichts wie hin zur Pizzeria! Dort lernte ich Fritz RADASCHÜTZ kennen, der seit einigen Jahren selbst unter dem Namen SPORT FISHING LAKE NASSER Trips zum Nasser Stausee organisierte. Was vorerst nur ein Informationsgespräch war, wurde binnen 2 Monaten tatsächlich ernst und ich buchte eine Nilbarsch-Safari für April 2004.

Etwa zu dieser Zeit erschien ein ausgezeichneter Bericht zu meiner gebuchten Nilbarsch-Safari im Angel Reisemagazin FISCHABENTEUER (Ausgabe 1/2004). Um entsprechend gerüstet zu sein, schickte ich an den Herausgeber Gernot HEIGL ein E-mail und ersuchte ihn um Praxis-Tipps zum Angelgerät. An dieser Stelle möchte ich gleich meinen Dank für die kompetente Hilfe durch Herrn HEIGL aussprechen. Durch seine Tipps war ich mehr als gut für die Safari gerüstet.

 

Anreise:

 

Am 02. April 2004 gegen 02.30 Uhr holte mich Fritz RADASCHÜTZ  von meiner Wohnung in Wien ab und wir fuhren gemeinsam zum Flughafen Wien-Schwechat. Wir flogen vorerst nach KAIRO, wo wir einen Tag bei Achmed, einem guten Freund von Fritz, verbrachten.

Am 03. April 2004 um 04.30 Uhr flogen wir weiter von KAIRO nach ABU SIMBEL. Wir kamen gegen 06.30 Uhr in ABU SIMBEL an, wo wir gerade mal 10 Minuten mit dem Taxi zum Hafen fuhren.

Safari:

 

Dort erwartete uns schon die Crew der Safari mit einem „Mutterschiff“ und 2 Fischerbooten. Das Gerät war ruck-zuck verstaut und gegen 08.00 Uhr waren wir bereits unterwegs zu den besten Fanggründen.

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Beim Gabelfrühstück an Bord des Mutterschiffes gab es noch eine kurze Einweisung durch Hamada den Chef der Guides. Bei voller Fahrt stiegen wir vom Mutterschiff auf unser Fischerboot um und begannen das Equipment auszupacken. Keine Zeit verplempern war die Devise – denn nur wenn die Ruten im Wasser sind, kann man auch etwas fangen.

 

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Wir schleppten am Nachmittag auf den endlos scheinenden See hinaus wobei sich gleich herausstellen sollte, wer der „Hausherr“ ist.

 

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Fritz hakte den ersten Nilbarsch bei der Durchfahrt durch zwei schroffen Felsformationen. Zwar kein Riese wenn man bedenkt, dass Nilbarsche bis zu 200 kg bekommen sollen, aber zumindest unser erster Fang.

 

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Das war´s aber auch schon für den ersten Nachmittag am See. Den Abend verbrachten wir bei herrlichem Essen im „Bauch“ des Mutterschiffes. Es war immer wieder beeindruckend zu sehen, wie man mit gerade mal 2 Töpfen in einer ca 1,5 m² großen Küche 3-gängige Dinners kochen kann, die keinen Vergleich mit einem Restaurant zu scheuen brauchen.

 

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Den Nilbarsch haben wir übrigens gleich verkostet! Schmeckte wirklich ausgezeichnet und sollte damit nicht unser letztes Nilbarsch-Dinner dieser Reise.

 

Nilbarsch mit Reis
Nilbarsch mit Reis

 

Bei der Besprechung mit Crew-Chef Hamada kam dann die erste schlechte Nachricht. Die Tilapia – Schwärme (barschartige Fischart und „Brotfisch“ der Nubier) sind noch nicht beim Laichgeschäft.

Das ist wahrlich eine schlechte Nachricht, da mit dem Laichen der Tilapias die Nilbarsche mit in seichtere Gewässerabschnitte ziehen und entsprechen leichter zu lokalisieren bzw. zu fangen sind.

Beim Schleppen am 2. Tag sollte sich jedoch bewahrheiten, was Hamada andeutete! Wir konnten keinen Nilbarsch haken. Auch das Uferfischen war bis auf einige kleine Fische relativ erfolglos.

Am 3. Tag unserer Safari fanden wir schließlich eine Bucht, in der die Wassertemperatur höher war, als im übrigen See. Plötzlich konnten wir auch die ersten Tilapia-Schwärme sehen und waren entsprechend optimistisch.

Mit der Spinnrute „bewaffnet“, kletterten wir an den brüchigen Sandsteinfelsen entlang und versuchten unser Glück beim Uferangeln.

 

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Ich versuchte gerade meinen Lieblingswobbler – einen 11 cm Rapala Jointed in schwarz/weiß – als mir fast das Herz stehen blieb. Direkt vor meinen Füßen schoss vom Gewässergrund ein schöner Nilbarsch auf meinen Köder zu und inhalierte ihn förmlich! Der Fisch sprang im Drill aus dem Wasser – schüttelte wie wild seine knallroten Kiemen – und gab sich schließlich nach etwa 10 Minuten geschlagen! Ein toller Fisch mit etwa 8 kg – Petri Heil!

 

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An der selben Stelle konnte ich noch 2 weitere Nilbarsche bis insgesamt 10 kg landen.

Nach dem wohlverdienten Mittagessen beschlossen wir, die Inselgruppen der Umgebung und eine besonders große flache Bucht mit Rapala Super Shad Rap – Wobblern „abzuschleppen“. Dieser Oberflächenköder war wie geschaffen für die Bucht, die max. 4 Meter tief war.

Bereits nach etwa einer halben Stunde hatte ich den ersten Biss! Meine Schlepprute bog sich plötzlich gewaltig und die Rolle gab ruckweise Schnur frei. Anhieb und der Tanz des Nilbarsches startete von vorne!

 

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Aufregender Drill und schließlich das Ergebnis – mit ca. 15 kg das schwerste Exemplar der Safari!

Später am Nachmittag ankerten wir wieder einmal in einer kleinen Bucht der unzähligen Inseln des Sees. Dort trafen wir auf das Mutterschiff und während das Abendessen zubereitet wurde, musste ich noch mein Glück auf Tigerfisch versuchen.

Ich hatte schon einige Bisse von Tigerfischen verzeichnen können, landen konnte ich jedoch keinen einzigen. Diese Fischart heißt nicht umsonst „Tiger“. Die teuren Rapala-Wobbler zerfetzen diese gerade mal 60-80 cm großen Fische regelrecht mit ihrem „Hai-Gebiss“.

Da ich auch passionierter Fliegenfischer bin, wollte ich einen Versuch mit der Fliegenrute auf Tigerfisch wagen.

Ein unbeschreibliches Gefühl, alleine am „Ende der Welt“ die Fliegenrute zu schwingen. Meine Streamer wurden zwar immer wieder attackiert, aber hängen blieb wieder kein Tiger.

 

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Erst am Morgen des nächsten Tages gelang mir schließlich der Fang eines Tigers! Wenngleich ich leider die „Mutter aller Tigerfische“ nach 10-minütigem Drill vor meinen Füßen verlor, konnte ich doch noch 2 durchschnittliche Tiger „verhaften“.

 

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Am Morgen des 07. April 2004 fuhren wir langsam wieder zurück in Richtung ABU SIMBEL, wo wir schließlich gegen 11.00 Uhr ankamen.

Noch schnell den berühmten Tempel RAMSES II besichtigt (äußerst sehenswert und beeindruckend), bevor wir zum Flughafen aufbrachen und die Rückreise nach Kairo antraten. Eines ist sicher – dieser See sieht mich wieder !!!

 

ANGELGERÄTE UND EQUIPMENT:

 

 Schleppen:

 

2 schwere Spinnruten (2,4 – 2,7 m) mit mind. 200  Gramm Wurfgewicht

 2 Stationärrollen (z.B. SHIMANO Baitrunner 6500 B) oder Multirollen (z.B. ABU GARCIA 10000) mit geflochtener Leine (z.B. Berkley Whiplash 0,28 mm)

Wobbler versch. Größen und Farben (Rapala, Nils Master, Russel Lure, etc.)

Achtung: Salzwasser-Drillinge austauschen (z.B. gegen OWNER ST-44)

Stahlvorfach (wegen der scharfen Felsen) und Big Game – Mono

Stärkste Wirbel (z.B. Tonnenwirbel von AHF Leitner oder Karabiner Berkley Crosslock)

 

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Uferangeln – Spinnfischen:

 

Nilbarsch:

Spinnrute 2,7-3,3 m, Wurfgewicht 50-100 Gramm

solide Stationärrolle mit guter Frontbremse, Größe 5000

 

Tigerfisch:

Spinnrute 2,7-3,0 m, Wurfgewicht 30-60 Gramm

Stationärrolle mit Frontbremse, Größe 3000-4000

 

Stahlvorfächer, Wirbel, Wobbler und Gummifische (z.B. Berkley, ShadXperts, Profiblinker, etc.)

 

Fliegenfischen:

 

Nilbarsch: 

Fliegenrute AFTMA 10/11,  9 feet,

passende Fliegenrolle Kl. 10 mit sehr robuster Bremse (ev. Antireverse)

 

Tigerfisch:

Fliegenrute AFTMA 7/8, 9 feet

passende Fliegenrolle 7/8

 

Beschwerte Streamer in aggressiven Farben und versch. Größen!

 

WICHTIGE INFORMATION:

 

Der LAKE NASSER ist wie jeder andere Süßwasser-See in Afrika Verbreitungsgebiet der BILHARZIOSE! Diese Infektion mit einem Parasiten, der den menschlichen Körper als Wirt benutzt und durch heranwachsen von Würmern die inneren Organe schwer schädigt, kann durch den Hautkontakt mit Seewasser verursacht werden.

Das ganze hört sich schlimmer an, als es tatsächlich auch ist. Die Infektion kann etwa 3 Monate nach Befall im menschlichen Körper nachgewiesen werden.

Aus diesem Grund nach 3 Monaten das Tropeninstitut aufsuchen und ein screening veranlassen. Sollte (unwahrscheinlicherweise) wirklich eine Infektion festgestellt werden bekommt man die Sache mit einer 1-tägigen Medikamentenkur wieder hin! Also keine Angst – aber Untersuchung nicht vergessen!

 

 

FAZIT:

 

Das ultimative Abenteuer für den outdoor-freak! Nichts für „Weicheier“ und  5-Stern-Hotel – Fischer! Der Trip hat die Bezeichnung Safari verdient! Mittlerweile gibt es zwar sogar schon eine Toilette und Dusche an Bord, aber mehr als sich am Abend „abtropfen“ lassen ist vom Wasserdruck her nicht drin! Wer mit dem einfachen Leben unter freiem Himmel klarkommt, der wird so wie ich diese Reise lieben! Vorsicht ist jedoch immer angebracht – vor allem festes Schuhwerk nicht vergessen (Schlangen, Skorpione, etc.)

 

INFORMATION NILBARSCH-SAFARI:

SPORT FISHING LAKE NASSER

Fritz RADASCHÜTZ

e-mail: nilbarsch@utanet.at

internet: www.nilbarsch.at

 

© Wilfried Brocks 2004