DOMINIKANISCHE REPUBLIK 2006

Im Jänner 2006 sollte es endlich wieder einmal soweit sein – die nächste Fernreise stand ins Haus! Das hatte selbstverständlich verschiedene Vorbereitung auf allen Seiten erforderlich gemacht! Während sich meine „bessere Hälfte“ mit Bikinis, Strandmode und diverser Kosmetik für das subtropische Klima eindeckte, hatte ich als eingefleischter Fischer natürlich ganz andere Gedanken im Kopf: „Angelgerät für die tropische Salzwasserfischerei!“

Eine umfangreiche Recherche im Internet war erstmal erforderlich um auch wirklich alles über diese Art der Fischerei zu erfahren. Ich stöberte in diversen Foren und las Unmengen an Information über die Salzwasserfischerei in der Karibik. Irgendwie fand ich Tonnen von Material über Kuba, Belize, Tobago, Mexiko etc. aber so gut wie keine Informationen über die Dominikanische Republik. Ich beschloss also meine „Strandausrüstung“ analog den Beschreibungen für Kuba zusammenzustellen. Eine Adresse für Big Game Fishing fand ich dann doch noch. Als mir der Veranstalter aufgrund der Tatsache, dass Jänner weder Saison für Blue Marlin, Sailfish oder Mahi Mahi ist einen „Sonderpreis“ von 900 US-Dollar für die Tagescharter anbot, entschied ich mich dann doch auf die Angebote vor Ort zu warten.

Als begeisterter Fliegenfischer musste meine Ausrüstung aber noch für die Kämpfer der tropischen See ein wenig aufgerüstet werden. Ich entschloss mich „das Notwendigste“ mitzunehmen um vor Ort ein wenig fischen zu können. Schließlich war der Aufenthalt im All-Inclusive-Resort als Badeurlaub und nicht als Fischerurlaub geplant. Aber als Fischer geht so was halt irgendwie gar nicht – ein wenig Equipment musste mit.

Tja, das mit dem maßvollen Packen von Fischereigerät ist dann bei mir immer so eine Sache! Ich kam einmal nicht umhin dann insgesamt doch 3 Fliegenruten und 2 Reise-Spinnruten mitzunehmen. Für die leichte Fischerei vom Ufer aus hatte ich eine 8er Rute, für die schwere Fischerei vom Boot eine 10er und eine 12er Fliegenrute eingepackt. Jetzt weiß man natürlich, dass Fliegenruten extrem empfindlich sind und deshalb beschloss ich einen schön gepolsterten Koffer zu besorgen, mit dem ich diese 3 Ruten unbeschadet in die Karibik transportieren konnte. Meine Wahl fiel auf einen Gewehrkoffer aus Alu, welcher genau die richtigen Abmessungen aufwies um alle Ruten samt Rutenrohre aufzunehmen. Wie fatal diese Entscheidung war, stellte sich erst später heraus.

Bei einem online shop in Florida deckte ich mich mit einer entsprechenden Anzahl an Salzwasserfliegen, Streamern sowie mit Salzwasserflugschnüren, Backing- und Vorfachmaterial ein. Der Aufwand ist schon erheblich, aber in meiner näheren Umgebung war so gut wie kein geeignetes Material aufzutreiben. Neopren-Handschuhe mussten auch noch ins Gepäck, da ich immer wieder „nette bunte unbekannte Fische mit vielen Stacheln“ beim Meeresangeln erbeutete. So, das musste doch reichen. Beim letzten Streifzug mit meinen Augen über meine Ausrüstung entschloss ich mich spontan doch noch die Box mit den Salzwasser-Wobblern einzupacken. Wie wichtig diese Entscheidung noch gewesen sein sollte stellte sich auch erst viel später heraus. Die Ausrüstung fürs Little Big Game blieb aber endgültig zu Hause stehen.

Schließlich war es soweit und die Reise konnte losgehen. Bereits beim Check in im Flughafen Wien Schwechat ging das Theater mit meinem „Gewehrkasten“ los. Ich musste sofort zur Seite und den Koffer öffnen. Es wurden Abstriche auf Sprengstoff gemacht und ich durfte alle mein Ruten herzeigen – welche Freude! Das ging ja gerade noch so und die Prozedur war in 10 Minuten erledigt. Viel mehr Spaß sollte es 14 Stunden später nach der Ankunft in Punta Cana machen. Zuerst dachte ich, die dominikanischen Beamten am Flughafen wären aus Wachs. Das änderte sich schlagartig, als ich mit meinem „Gewehr“ die Szene betrat. Plötzlich kam Leben in die Burschen und 2 von ihnen sprangen sogar über den Tresen um mich rechtzeitig aufhalten zu können. Die 1. Frage lag auf der Hand: „Was wollen sie mit einem Gewehr in der Dominkanischen Republik?“ Als ich erklärte, dass es sich dabei um Angelruten handelt, waren die Beamten skeptisch und ich erhielt die Gelegenheit meine gesamte Ausrüstung schon wieder herzuzeigen – wie schön! Nach dieser Tortur und noch ein paar Stunden Busfahrt kamen wir tatsächlich im Hotel „Iberostar Hacienda Dominicus“ an. Also wenn irgendjemand einen Ort bzw. ein Ressort kennt, das noch beeindruckender und luxuriöser ist, dann bitte unbedingt bei mir anrufen! Auf jeden Fall ist die Destination Top – egal ob Fischer oder nicht! Wir gingen wie im Urlaub üblich gleich einmal runter zum Strand und da blieb mir fast die Luft weg vor lauter Karibikfeeling!

 

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Ja, so musste das Paradies aussehen! Bei einer ersten Begutachtung stellte ich gleich aus fischereilicher Hinsicht positiv fest, dass der feine weiße Sandstrand mit Koralleninseln „durchzogen“ war und ein langer Bootssteg weit in das flach abfallend Meer reichte. Also zumindest für verschiedene barschartige Meeresräuber dürften diese Stellen optimal sein.

Noch am Abend montierte ich bei einem kühlen Bierchen am Balkon unseres Zimmers die Ruten. Ich entschied mich als Standardausrüstung eine 8er Rute mit 9 Fuß Länge und einer Antireverse Rolle in der Größe 8-10 zu montieren. Eine salzwassertaugliche Flugschnur der Klasse 8 und ein Vorfach mit einer Tragkraft von 12 Pfund sollten mich bei meinen ersten Versuchen begleiten. Natürlich fand dieser Versuch gleich am nächsten Morgen um 06.00 Uhr statt. Aufgrund der Zeitverschiebung und dem daraus resultierenden Jetlag wachte ich automatisch um diese Zeit auf. Ideal schon deshalb, weil ich mir in der Morgendämmerung viel von der Fischerei am Strand versprach. Weiters waren die badehungrigen Hotelgäste noch im Bett und Frühstück gab es erst ab 08.00 Uhr. Also besser geht es doch nicht! Gemütlich aufstehen 2 Stunden in den Sonnenaufgang werfen – meinen Schatz wecken und dann gemeinsam zum opulenten Frühstückbuffet! Das nenne ich Urlaub für Beide!

Ein paar Würfe vom Steg in Richtung Steine und Pflanzen brachte gleich den ersten Fisch. Bei meinem Fang handelte es sich nicht um eine „Riesen-Meeres-Koppe“ sondern um einen Eidechsenfisch.

 

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So ziemlich jeden zweiten Wurf war mit Attacken von Needle-Fischen zu rechnen, die in Gruppen zu 5 – 10 Fischen in Strandnähe jagten. Leider gelang es mir trotz einer Unzahl von gehakten Fischen nicht auch nur einen zu landen. Diese Gattung hat einen extrem langen „Schnabel“ in dem die Haken schlecht fassen.

Der Tagesrhythmus endete zumeist auch noch mit ein paar Würfen zum Sonnenuntergang um den herrlichen Tag „würdig“ ausklingen zu lassen. Der Abend und die Nacht gehörten wieder meinem Schatz.

Herrlich waren auch die Angel-Spaziergänge entlang des einsamen, endlosen Strands.

 

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Dort waren die vorwiegend aus den USA stammenden Hotelgäste nicht anzutreffen, da sie sich vor den „bösen Einheimischen“ fürchteten. Im Hotel hielt sich die Legende, dass Touristen am Strand überfallen und mit Macheten bedroht werden. Vielleicht fehlt dieser Geschichte einiges an Details. Ich nehme eher an, dass man nicht behängt mich Gold, Rolex und Spiegelreflexkamera den Nahbereich der Holzbehausungen suchen sollte. Da könnte ich mir vorstellen, dass selbst der gutmütigste Dominikaner einmal sein Werkzeug (Machete zum Öffnen der Kokosnüsse) erhebt und wahrscheinlich nicht in Oxford-Englisch zum Verschwinden aufruft. Ich habe wie überall auf der Welt wieder die Erfahrung machen dürfen, dass alle Einheimischen nett, zuvorkommend und gastfreundlich waren. Als nach wenigen Tagen auch noch allgemein bekannt war, dass ich ihnen meinen Fang gerne für den Kochtopf überlasse, war ich auch nie mehr allein am Strand. Ein Junge mit einem Plastikeimer war spätestens zur Stelle wenn ich meine ersten Stachelmakrelen fing.

Eines Tages hatte ich am Hotelstrand eine „Begegnung der 3. Art“ – da war noch so ein „Verrückter“ mit einer Fliegenrute am Strand unterwegs. Wir begrüßten uns auf Englisch, stellten aber relativ bald fest, dass wir uns in unserer Muttersprache unterhalten können, da er aus Bayern stammt. Andi Pfirstinger aus Bad Tölz (http://www.alpineangler.de/)  wohnte im Nachbarhotel und von nun an gingen wir einige Male gemeinsam zum Fischen.

An einer Abbruchkante fanden wir schließlich eine Stelle, wo wir im Minutentakt „Pferdeköpfe“ fingen.

 

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Die genaue Bezeichnung unseres silbernen Fanges heißt Bodengucker Stachelmakrele. Kaum zu glauben, was die flachen Kerle für Gegner am 8er Gerät waren.

Auf dem Nachhauseweg noch ein schöner Eidechsenfisch – Herz was willst du mehr!

 

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Wie sich herausstellte, konnte man auch im Hotel Ausfahrten zum Angeln buchen. An 30 lbs – Gerät ging es zum Trolling auf Wahoo, Barracuda und Co. Um 90 US-Dollar für die halbtätige Ausfahrt konnte doch nicht viel „verhackt“ sein und darum ging ich mit einem weiteren Hotelgast an Bord.

Die Ausrüstung war gelinde gesagt ein Witz und zum Glück hatte ich meine Box mit Salzwasser-Wobblern doch noch ins Gepäck getan. Den Ruten fehlten Teilweise Ringe bzw. Inlays und auch die uralten Senator-Rollen hatten ihre besten Zeiten lange hinter sich. Naja, was will man auch erwarten – also flickte ich mal zusammen was nicht komplett erledigt war und etwas verspätet ging es dann los.

Nicht zu glauben, aber wir waren sogar erfolgreich und konnten einen schönen „Küchen-Wahoo“ auf die Planken des Bootes legen. Der Kapitän war ein ausgesprochen netter Kerl und wir hatten viel Spaß. Es sollte sich als gute Investition erweisen ihm den Fang des Tages und einen Rapala-Wobbler als Geschenk zu überlassen.

 

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Der Fang des Tages
Der Fang des Tages

 

Die Sache schrie nach Wiederholung! Ich hatte aber ganz was anderes im „Visier“! Mittlerweile war klar, dass das Naturschutzgebiet „Saona Island“ gerade mal einen Steinwurf vom Hotel entfernt lag. Zwischen den Inseln waren ausgeprägte Mangrovenwälder und das roch förmlich nach Bonefish, Permit, Snook und Tarpon.

Wir vereinbarten eine weitere Ausfahrt unter der Bedingung, dass zumindest die Leine auf den Multirollen getauscht wird. Wir fingen zwar generell keine Riesen, aber gerade mal 50 Meter Schnur auf einer Multi beim Hochseeangeln beruhigte mich nicht wirklich.

Einige Tage später war es soweit! Ich hatte meine ganze Armada, bestehend aus 8er, 10er und 12er – Rute montiert. Alles war bestückt und dem Abenteuer Saona Island stand nichts mehr im Weg.

 

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Der Ausflug war ein Traum, aber leider zu kurz und unser Boot stellte sich für die Fischerei mit der Fliegenrute als relativ ungeeignet heraus. Da wir das Boot laufend gegen den Wind stellen mussten, war auch ständig der Motor an. Was das im gerade mal 1 Meter tiefen Wasser zwischen den Mangroven heißt, brauche ich nicht näher zu erläutern. Es war schon alles geflüchtet bevor ich meinen ersten Wurf machte. Schade, denn ich sah einige wirklich schöne Fische von dannen schwimmen. Dem Streamer meiner 12er – Rute folgte schließlich im knietiefen Wasser ein ca. 1,5 Meter langer Rochen. Zum Glück nahm der nicht den Köder, sonst wäre ich wahrscheinlich noch immer nicht zurück! Fregattvögel, Seesterne mit 50 cm Durchmesser und eine Wasserschildkröte in „Bierfass-Größe“ entschädigten mich jedoch völlig für einen wunderschönen Nachmittag. Hier hätten wir ein leichteres Boot benötigt, dass man mit einer Stange staken kann – naja, vielleicht beim nächsten Mal.

Am Abend war ich noch mal mit meinem bayrischen Angelfreund Andi am Strand unterwegs. Er hat seine Erfahrungen übrigens ebenfalls zu Papier gebracht. Sein Bericht war in der Zeitschrift „FLIEGENFISCHEN“ in der Ausgabe 5/2007 als Titelstory zu lesen. Der Bericht hieß „Nicht ohne meine Rute!“ Ja Andi, ich kann dir nur beipflichten: „Familien bzw. Partnerurlaub lässt sich bei entsprechender Planung wunderbar mit ein klein wenig Angelurlaub verbinden!“

 

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FAZIT:

 

Ich würde einmal sagen, dass die Dominikanische Republik nicht unbedingt eine typische Angeldestination darstellt. Mit ein wenig mehr Zeit und Recherche wären aber sicher noch viel bessere Fänge möglich gewesen.

Trotzdem war die Entscheidung die Fischerausrüstung mitzunehmen goldrichtig. Ich bin jedenfalls nie mehr ohne zumindest eine Rute unterwegs, wenn ich am Meer wohne.

Für jene von Euch die einen Urlaub in die Dominkanische Republik planen, habe ich folgende Ausrüstungs-Tipps parat:

 

TACKLE CHECK:

 

1) Fliegenfischen:

1 Rute Kl. 7 – 8 in 9 ft (z.B. G. Loomis, Sage Xi2, Scierra Blue Water, etc.)

1 Rolle Kl. 8 (ev. Antiveverse) mit mind. 180 m 20 lbs-backing (z.B. Billy Pate Bonefish, Stenzel Excelsior Dualmode, Henschel Antireverse, Abel etc.)

Salzwasser Flugschnüre: 8 WF floating od. Intermediate, ev. sinking (z.B. Climax)

div. Vorfächer mit 8 lbs – 20 lbs – Spitzen (z.B. RIO oder Scienific Anglers)

ev. Spezialvorfächer für Tarpon oder Barracuda (z.B. Scientific Anglers)

2 Boxen mit Salzwasserfliegen Crazy Charlies, Clouser Minnows, Deceiver, etc.

besonders fängig waren die Farben silber/schwarz und silber/weiß

 

Ruten der Klassen 10 bzw. 12 haben in anderen Bereichen der Karibik beim gezielten Fischen auf Tarpon und Snook mehr Sinn als beim Gelegenheitsfischen am Badestrand! Aber wahrscheinlich würden sie beim nächsten Mal wieder mit mir mitreisen – man weiß ja nie!

 

2) Spinnfischen:

1 Reisespinnrute (4 bis 5-teilig), Länge: 2,70 – 3,00 Meter, WG: 50 – 100 Gramm

1 salzwassertaugliche Rolle der 6000er-Klasse (z.B. Shimano Stella, Daiwa Saltiga, etc.)

Stahlvorfächer (bzw. Flourcarbon) und Wirbel

Wobbler von Rapala, Illex, Storm etc. mit Salzwasserdrillingen (z.B. Owner) leisten auch beim Trolling gute Dienste!

 

 3) sonstiges Equipment:

Schutzhandschuhe (gegen giftige und scharfe Stacheln)

Polarisierende Sonnenbrille (unumgänglich für Fischen auf Sicht)

Watschuhe für tropische Gefilde (z.B. Patagonia)

Zange, Schere, Messer – rostfrei!

Landehilfe (z.B. Boga Grip)

Ersatzteile und Werkzeug

Kopfbedeckung und Sonnenschutz!

 

© Wilfried Brocks 2006